Katamaran Scalare 250
Bauzeit: 1962 bis 1962/63
Gebaute Exemplare: ca. 200 bis 300
Länge: 5,00 m
Breite: 2,50 m
Leergewicht: ca. 200 kg
Bei seiner Vorstellung während der Leipziger Messe 1961 erregte der Scalare 250 aufgrund seiner Größe und ungewöhnlichen Konstruktion als Katamaran große Aufmerksamkeit. Die Serienproduktion wurde 1962 aufgenommen, doch bereits im Folgejahr wieder eingestellt, da sich das Boot nur schleppend verkaufte.
Die Gründe für den Misserfolg im Inland wurden schnell festgestellt. Die DDR-Zeitschrift Segelsport registrierte anlässlich der Ost-Berliner Campingschau 1963 „viele verständnislose Blicke“, da sich dem Publikum die Anwendung für ein derart riesiges Faltboot nicht erschloss: Im Binnenland könne man mit sportlichen Katamaranen wenig anfangen, diese seien eher was für die Küste. Unausgesprochen blieb in dem Artikel, das DDR-Bürger zur Ostseeküste seit dem Mauerbau nur sehr beschränkt Zugang hatten. Segeln auf dem offenen Meer – das war wegen Fluchtgefahr verboten.
Doch der Scalare 250 war vor allem für der internationalen Markt entworfen worden, aber auch hier konnte er nicht reüssieren. Zum Einen lag dies sicherlich in der Tatsache begründet, dass die zentralen Vorteile eines zerlegbaren Faltboots mit wachsender Größe und Komplexität schwinden. Welcher Segler sollte sich regelmäßig einen mehrstündigen Aufbau antun? Selbst Konstrukteur Hellmut Weinöhl war der Ansicht, dass sein Boot primär für das Winterlager auseinandergebaut werden solle. Als letztlich entscheidender Nachteil erwies sich aber etwas anderes: Parallel zur wachsenden Popularität der Katamarane entwickelten sich Kunststoffe zum überlegenen Werkstoff für Sportboote. Hinsichtlich ihrer Robustheit und des geringen Pflegeaufwands konnten Faltboote nicht mit modernen GFK-Konstruktionen mithalten.
Die überschaubare Scalare-Flotte verteilte sich über die DDR und das westliche Europa. So finden sich Mitte der 1960er Jahre im Kleinanzeigenteil der Zeitschrift Yacht einzelne Angebote für den Falt-Katamaran aus der Bundesrepublik. Und 1970 wird sogar ein Scalare 250 mit Liegeplatz Tarragona/Spanien angeboten. Ein ehemaliger Mitarbeiter des Faltbootbaus glaubte sich 2009 daran zu erinnern, dass der letzte Bestand an Katamaranen nach Spanien „verramscht“ wurde.
Bis vor wenigen Jahren war so gut wie nichts über noch segelbare Scalare bekannt. Doch innerhalb kurzer Zeit tauchten gleich mehrere Exemplare in Ostdeutschland auf. Beim Faltboottreffen in Schwarz 2017 konnte ein segelnder Falt-Katamaran bewundert werden, der NDR berichtete sogar darüber. Inwieweit ein solcher Oldtimer noch sportlich gesegelt werden kann, wird sich zeigen. Doch eins sei gesagt: Bei der ersten Leistungsfahrt 1961 kenterte die vierköpfige Besatzung vor Wismar.
Weiterführende Informationen
Datenblatt MTW Scalare 250 bei typen.faltboot.org
Scalare 250 bei faltbootbasteln.de mit Aufbauanleitung