Herzstück des Rumpfs: Schwertkasten mit Mittelkiel
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Die Kombination aus Schwertkasten und Mittelkiel bildet nicht nur räumlich den Mittelpunkt des Holzgerüsts. Hier treten durch das Schwert die wohl größten Belastungen auf, außerdem stellt die Konstruktion das baulich komplexeste Einzelstück in der Materialliste dar. Das Bauteil sollte deshalb stets gut gewartet werden.
Die Kiel/Schwertkasten-Kombination besteht aus drei Einzelteilen, die miteinander vernietet sind: Vorne und hinten finden sich zwei aus 6 mm Sperrholz gefertigte Kielelemente, auf die von beiden Seiten 12 mm starke Bretter und Leisten aufgesetzt wurden. Die Gesamtstärke beträgt somit gut 31 mm (6 + 12 + 12 + ca. 1 mm Lackschicht).
Der Schwertkasten steht in einem Winkel von ca. 75 Grad auf dem Kiel. Er besteht vorne und hinten aus zwei Sperrholz-Leisten (20 x 31 mm), die so auf den Kiel aufsetzen, das ein durchgehender Schacht für das Schwert entsteht. Verbunden sind beide Leisten und die Kielsegmente mittels zweier 4 mm starker Deckplatten auf den Außenseiten. Die aufgenieteten Sperrholz-Platten decken den Schwertbereich komplett ab und reichen zudem mehr als 10 cm über beide Kielelemente.
Am oberen Ende wird der Schwertkasten von zwei 12 mm starken Randleisten geschützt. Auf diesen sind die Druckknöpfe angebracht, an denen später der Schwertsack der Bootshaut befestigt wird.
Für die weitere Bearbeitung wurden zunächst die verbindenden Deckplatten abgenommen, so dass sich das Bauteil in mehrere Einzelteile auflöste. Danach folgte die Entfernung der stärker beschädigten Deckleisten von beiden Kielsegmenten. Hierzu waren einige Nieten aufzubohren, was mit einem langsam drehenden Akkuschrauber und einem 4er Metallbohrer gut klappte. Beim Auseinandernehmen entdeckte ich, dass beim Zusammenbau der Holzbauteile auch getackert worden war. Die Klammern rosten seitdem vor sich hin und schädigen das Holz. Alle aufgespürten Tackerklammern wurden deshalb entfernt und die beschädigten Stellen im Holz wieder aufbereitet.
Bei beiden Kielelementen wurden nach dem Abschleifen neue Randleisten aus 12 mm Birkensperrholz aufgesetzt, diese Arbeit war schnell erledigt. Dann folgten die Deckplatten. Bereits das benötigte 4-mm-Sperrholz in wasserfester Verleimung aufzutreiben, gestaltet sich in einer küstenfernen Stadt wie Münster schwierig. Fündig wurde ich in einem 25 Kilometer entfernten Holzhandel, leider war dort nur bräunlich furniertes Lauan verfügbar, dafür war die Platte überraschend preiswert…
Beim Sägen und Schleifen des Sperrholzes stellte sich schnell heraus, dass die Qualität zum Preis passt, Oberfläche und Kanten zeigten sich gegen mechanische Belastung wenig widerstandsfähig. Auch während des probeweisen Zusammenbaus des Kielsegments vermochte das dünne Lauan nicht zu überzeugen. Ausgerechnet das Bauteil, welches später große Kräfte aufzunehmen hat, wirkte wenig robust. Dadurch wurde die Not schließlich zur Tugend: Das dünnste in Münster aufzutreibende Sperrholz in wasserfester Verleimung (bei Toom) ist 6,5 mm stark. Und daraus wurden schließlich die Deckplatten gefertigt.
Aus meiner persönlichen Erfahrung empfiehlt es sich möglichst mit den originalen Deckplatten als Säge- und Bohrschablonen zu arbeiten. Für eine Übertragung der Formen und Bohrlöcher mittels abgenommener Maße erwies sich das Bauteil (zumindest für mich) als zu komplex und zudem werksseitig mit nicht ganz senkrechten Bohrlöchern versehen…. Auch wichtig zu wissen – nach dem Auseinanderbau des Segments aber leider nicht mehr wirklich zu erkennen: Die oberen Kanten des vorderen und hinteren Kielsegments bilden eine durchgehende Gerade.
Mit dem Fertigstellen der Deckplatten ist übrigens ein wichtiger Punkt des Restaurationsprojekts erreicht: Das Sägen und Bohren hat endlich ein Ende! Nach dem finalen Schleifen der Deckplatten geht es hoffenlich bald an die Lackierarbeiten.